Die um die Weihnachtszeit öfters vorkommenden milden Südwest- bis Westlagen, die eine Schneeschmelze bis in höhere Lagen bewirken können und eine vorangegangene Kälteperiode ablösen, werden auch als Weihnachtstauwetter bezeichnet. Was versteht man aber genau darunter und wie sieht es mit der Eintreffenswahrscheinlichkeit bei uns in der Schweiz aus?
Was versteht man unter Weihnachtstauwetter?
Auch dieses Jahr entpuppt sich das berühmt-berüchtigte Weihnachtstauwetter wie bereits länger klar ist als Spielverderber für weisse Weihnachten im Flachland. Als Weihnachtstauwetter bezeichnet man dabei die mild-nasse Witterungsperiode mit atlantischen Luftmassen, die in Mitteleuropa und damit auch in der Schweiz als klimatologische Singularität oder Witterungsregelfall immer wieder so um die Weihnachtszeit eintritt. Dabei stellt sich oft vor den Feiertagen eine Milderung ein und beschert uns dann im Flachland verbreitet grüne Weihnachten, selbst wenn vorher – wie dieses Jahr – bereits eine geschlossene Schneedecke lag. Dieses Jahr stellt sich diese milde Phase ein paar Tage vor Weihnachten ein, wobei im Flachland die höchsten Temperaturen auch dank zügigem Südwestwind mit verbreitet deutlich zweistelligen Maxima am Freitag erwartet werden können (zur Wetterentwicklung bis Weihnachten und über die Weihnachtstage vgl. den Meteoblog von gestern). Auslöser für das Weihnachtstauwetter ist oft die Bildung eines Kältehochs über dem Nordpol. Dabei wird eisige Festlandluft auf den Atlantik geführt, wodurch sich Tiefdruckgebiete bilden, die so um die Weihnachtszeit herum recht oft milde Luft gegen Mitteleuropa führen.
Abb. 1: Milde Westlage über Mitteleuropa mit Maximum am 23. Dezember (europäisches Wettermodell ECMWF)
Das Weihnachtstauwetter ist dabei nicht der einzige Witterungsregelfall im Jahresverlauf. Die Schafskälte Mitte Juni, die Hundstage von Ende Juli bis Ende August, der Altweibersommer Ende September bis Anfang Oktober sowie die Eisheiligen gegen Mitte Mai gehören unter anderen ebenfalls dazu.
Wie verlässlich ist das Weihnachtstauwetter?
Rein statistisch liegt die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens des Weihnachtstauwetters in Mitteleuropa und damit auch in der Schweiz bei rund 60 bis 70 Prozent. In der Schweiz konnte seit 2010 kein Jahr ohne Tauwetter kurz vor und an Weihnachten verzeichnet werden. Vielfach gab es aber in den letzten Jahren auch während des ganzen Dezembers durchgehend positive Temperaturen und damit Tauwetter, sodass dann strikt genommen nicht von klassischem Weihnachtstauwetter gesprochen werden kann.
Weihnachtstauwetter und Klimawandel
Durch Studien ist nachgewiesen worden, dass vor allem seit den 2000-er Jahren durch die Klimaerwärmung und damit die durchschnittlich höheren Temperaturen und höhere Schneefallgrenze Schnee im Flachland vor und zu Weihnachten deutlich weniger häufig geworden ist. Dennoch lässt die Variabilität des Klimas auch in Zukunft immer noch die Möglichkeit zu, dass es auch im Flachland als Ausnahme mal für weisse Weihnachten reicht. Denn das sehr variable Wetter hält sich nicht immer an statistisch ermittelte Klimamittel, und so stirbt für Liebhaber der weissen Weihnacht die Hoffnung wie dieses Jahr zuletzt.
Wetterrekorde an Weihnachten in der Schweiz
Langfristig betrachtet deckt das Wetter über Weihnachten eine grosse Palette ab. Nachfolgend einige Rekorde für die Weihnachtstage vom 24. bis 26. Dezember.
Höchste Temperatur: Acquarossa/Comprovasco 19.6 Grad (25.12. 2016)
Tiefste Temperatur: La Brévine –37.8 Grad (24.12. 2001)
Grösste Schneemenge Lagen unter 600 m: Chur 57 cm (24.12. 1962)
Grösste Schneemenge Berge: Säntis 475 cm (26.12. 1981)
Grösste Neuschneemenge in 24 Stunden Lagen unter 600 m: Chur 39 cm (24.12. 1923)
Grösste Neuschneemenge in 24 Stunden Berge: San Bernardino 120 cm (25.12. 2013)
Grösste Niederschlagssumme über Weihnachten: Brissago 256 Liter (2013)
Maximale Böen Lagen unter 600 m: Brienz 182 km/h (26.12. 1999, Sturm Lothar)
Maximale Böen Berge: Jungfraujoch 249 km/h (26.12. 1999, Sturm Lothar)